Wilfried Sommer charakterisiert in seinem 2021 bei Beltz erscheinenden Essayband Resonanzfiguren des verkörperten Selbst. Essays zu anthropologischen Perspektiven der Waldorfpädagogik den Klang im Resonanzraum Schule wie folgt:
»Mit dem Band Resonanzfiguren des verkörperten Selbst […] wird mit den Essays versucht, Formen leiblicher Resonanz, die Selbst und Welt verbinden, als eine Dynamik des Mitseins zu erfassen: Während ein wohlgestimmter Resonanzkörper als leibliches Resonanzgeschehen erklingt, bindet er eine Dynamik, die sonst unverfügbar wäre, an seinen Klangraum. Zugleich legt er mit seiner Struktur fest, wie stark einzelne Töne mitklingen; er hat dadurch eine bestimmte Klangfarbe.
Schülerinnen und Schüler stehen mit ihrer leiblichen Dynamik direkt in den klingenden Resonanzräumen schulischer Weltbegegnungen. Für sie klingt es dort aber nicht nur, sie nehmen vielmehr die spezifische Klangfarbe wahr, mit der ein bestimmter Resonanzraum ertönt. Das können sie bezeichnen und einordnen. Sie fassen die Welt leiblich unmittelbar, aber auch körperlich abständig auf, ohne dabei das Bewusstsein zu verlieren, jemand zu sein. Diese Erfahrung teilen sie mit ihren Mitschülerinnen. Aus leiblicher Ko-Präsenz und geteilter Aufmerksamkeit entwickelt sich ein Orchesterklang. Die Dirigentinnen, die diesen Orchesterklang hervorlocken und das Konzertprogramm festlegen, sind immer wieder auch Komponistinnen. Es liegt nicht nur im Rhythmus ihrer Handbewegungen, wie die Musik des gespielten Repertoires erklingen darf, sondern auch, welche neue Musik ertönen soll. Damit verdanken die Schülerinnen sowohl ihnen als auch dem Resonanzraum, der im gemeinsamen Musizieren aller entsteht, wie sie sich in Schule und Unterricht immer wieder neu zu sich selbst stellen und in Beziehung setzen dürfen.«
Hartmut Rosa und Wolfgang Endres formulieren es kürzer und stellen ihrem Buch Resonanzpädagogik. Wenn es im Klassenzimmer knistert folgendes Motto voran:
Mit der Welt in Beziehung treten,
sich Welt anverwandeln.
Auch in der Lernwelt Schule.
From the Sound of Resonant Spaces in School to an Anthropological Sketch
In his collection of essays Resonance Patterns of the Embodied Self – Essays on the anthropological foundations of Waldorf Education Wilfried Sommer characterizes resonant spaces in school as follows (the collection of essays will be published in 2021):
»As I wrote in the introduction, this collection of essays is an attempt to understand forms of embodied resonance that bring self and world into relationship with each other as gestures of relatedness: When a well-tuned resonant body begins to resound as acts of embodied resonance unfold, it binds a dynamic on its resonant space that could not otherwise be present. At the same time, its structure determines how strongly individual tones can resonate; its sounding has a certain coloration.
Students are caught up immediately with their embodied dynamic in the resonant spaces of school as a place of encountering the world. They are sensitive to the tonal coloration of each resonant space. They can describe and order them. They have an immediate, embodied sense of the world around them and also a distanced, bodied consciousness of it. In both, they maintain a sense of themselves. They share these varied gestures of being-with with their companions. And a symphonic sound arises from the immediacy of shared embodied presence and attentiveness.
The conductor who teases out this symphonic sound and decides which pieces shall be played is also the composer. The rhythmic movement of her hands does not only determine how the orchestra’s repertoire should sound; it also indicates what new music is to be played. Students have both her and the space of resonance that comes into being when everyone participates in making music to thank for the possibility they have to find themselves ever anew and to come into relationship with one another.«